Google bestimmt die Zukunft der Drittanbieter-Cookies

Im Jahr 2023 wird Google das Cookie-System von Drittanbietern aus Ihrem Browser entfernen und damit den Entwicklern und Werbetreibenden, die sich auf diese neue Zukunft in der Werbeindustrie einstellen müssen, ein weiteres Jahr Spielraum gewähren. Andere Browser wie Firefox haben bereits ein strengeres System zum Schutz vor Tracking in ihre neueste Version integriert.  Wenn es aktiviert ist, werden nicht mehr alle Cookies an einem Ort gespeichert (was Facebook und anderen Plattformen die Möglichkeit gibt, Daten abzugleichen), sondern es wird für jede Website ein eigener Speicher im Browser angelegt. Wenn der Nutzer beschließt, die Cookies einer Website zu löschen, werden auch die von anderen Websites erzeugten Daten entfernt. Safari von Apple hat sich am stärksten für den Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer eingesetzt und bietet seit 2019 eine Option, um Tracker daran zu hindern, Cookies Dritter zu verwenden.

Diese massive Veränderung hat in der Werbebranche für großes Aufsehen gesorgt, bietet aber vielleicht auch die Chance, sie als ein höheres Gut für alle zu akzeptieren. Das ist die Idee hinter der Datenethik: das Internet zu einem sichereren und transparenteren Ort für alle zu machen. Unsere Nutzer werden uns als Unternehmen eher vertrauen, wenn wir uns nicht auf die bloße Einhaltung der Regeln beschränken, sondern auf eine starke Verteidigung ihrer Grundrechte, einschließlich der Privatsphäre, setzen.

Google informs users that they can customise privacy controls in Settings. 

Google informiert die Nutzer darüber, dass sie die Datenschutzeinstellungen anpassen können.

Offering users more customisation options from the cookie window is mandatory. 

Es ist zwingend erforderlich, den Nutzern mehr Anpassungsmöglichkeiten im Cookie-Fenster zu bieten.

Ein sichereres Internet 

Cookies von Drittanbietern waren ein wesentliches Element zur Überwachung der Surfgewohnheiten der Nutzer… bis jetzt.  Aber die Erwartungen an den Datenschutz werden immer höher und differenzierter: Welche persönlichen Daten geben wir preis, wenn wir auf einer Website unterwegs sind? Und an wen genau?

Dies hat zu einer Open-Source-Initiative namens The Privacy Sandbox geführt, die seit 2019 von Chrome unterstützt wird. Ihre Aufgabe besteht idealerweise darin, neue Technologien zu entwickeln, die die gängigsten Tracking-Mechanismen eliminieren. Mit anderen Worten, keine persönlichen Daten der Nutzer zu sammeln, während sie auf Websites surfen. Oder zumindest nicht auf die Art und Weise, wie es in der Vergangenheit getan wurde. Die wichtigsten Änderungen: 

  • Die Personen werden nicht einzeln erfasst, sondern innerhalb einer Gruppe.
  • Die gesammelten Informationen bleiben im Browser und niemals außerhalb der Endgeräte der Nutzer.

Diese Realität kollidiert mit der Notwendigkeit für Unternehmen, ihre potenziellen Kunden durch relevante Anzeigen anzusprechen und die Ergebnisse zu messen. Gibt es eine Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen, ohne die Nutzer durch Cookies zu überwachen? Google bietet Werbetreibenden mehrere Beispiele für diesen Mentalitätswandel bei der Planung einer digitalen Strategie, die die Privatsphäre respektiert:

  • Schalten Sie interessenbezogene Anzeigen: Anstatt die Websites zu erfassen, die ein bestimmter Nutzer besucht, empfiehlt Google, dass Sie Anzeigen auf große Gruppen mit ähnlichen Interessen ausrichten. Dies ist der sogenannte FLoC, über den wir als nächstes sprechen werden.
  • Ehemalige Besucher auf die Website locken: Anstatt alle Nutzer nach dem Besuch einer Website zu taggen, sollten Sie ihre Anonymität wahren, indem Sie die Menge ihrer Daten, die weitergegeben werden können, begrenzen. Taggen Sie sie zum Beispiel nur, wenn sie ein bestimmtes Produkt besucht haben.
  • Messen Sie die Konversionen der Anzeigen: Es wird empfohlen, nur zu registrieren, dass ein Kauf getätigt wurde, nicht aber, wer ihn getätigt hat, um die Identität des Käufers nicht preiszugeben.

Mehr Kontrolle für Google durch FloC?

Seit 2018 gibt die verpflichtende Einhaltung der Allgemeinen Datenschutzverordnung (GDPR) in der Europäischen Union den Nutzern die Möglichkeit zu wählen, welche Drittanbieter-Cookies sie in ihrem Browser speichern möchten. An diesem Punkt setzte das Privacy-Sandbox-Programm und seine gefürchtete API FLoC (Federated Learning of Cohorts) an. Es basiert auf Machine Learning, das dazu verwendet wird, das Browsing nicht einzeln (wie bei den derzeitigen Cookies), sondern in Verbindung mit Tausenden von Profilen zu verfolgen, die ähnliche Browsing-Verläufe aufweisen.

Die Gruppe (oder Kohorte) wird mit Rohdaten vom Browser erfasst, und ihre Größe soll ihren Mitgliedern mehr Anonymität verleihen. Die Gruppe an sich wird nicht gespeichert, aber die API weist jedem Nutzer in der Gruppe eine Kohorten-ID zu, und die endgültigen Informationen werden an Unternehmen gesendet, damit sie ihre Werbung auf diese Gruppe als Ganzes ausrichten können.

 

FloC functioning. / web.dev 

FloC functioning. / web.dev

 

Während die Branche abwartet, was mit den von dem multinationalen Riesen geförderten Standards geschieht, haben sich einige weniger bekannte Browser wie DuckDuckGo und Brave gegen FLoC ausgesprochen, weil es Google exklusiven Zugriff auf Daten gibt und es, anders als man es bei einer datenschutzfreundlichen Initiative erwarten würde, automatisch aktiviert wird, wenn man Chrome verwendet oder sich bei einem Google-Konto anmeldet. Aus diesem Grund haben sich sowohl DuckDuckGo als auch Brave dazu verpflichtet, FLoC-Interaktionen zu Gunsten von mehr Privatsphäre zu blockieren.

Die britische Kartellbehörde untersucht ihrerseits, ob Googles Plan, Cookies von Drittanbietern zu löschen, den Werbewettbewerb beeinträchtigen könnte. Die Electronic Frontier Foundation (eine Nichtregierungsorganisation, die die bürgerlichen Freiheiten in der digitalen Welt verteidigt) behauptet ebenfalls, FLoC sei „eine schreckliche Idee. Darüber hinaus haben bekannte Stimmen wie Rand Fishkin ihre Ablehnung des vorgeschlagenen Systems zum Ausdruck gebracht: 


25. Januar 2021

Was können Werbetreibende tun?

In Anbetracht der Tatsache, dass Google weltweit den größten Marktanteil unter den Suchmaschinen hat (ganze 70 %), scheint es unwahrscheinlich, dass die Werbetreibenden diese Änderung ablehnen können. Unser Rat: Warten Sie nicht bis zur letzten Minute, um sich auf FloC vorzubereiten, aber vermeiden Sie es gleichzeitig, ein „early adopter“ zu sein, falls die endgültige Umsetzung erneut über 2023 hinaus verschoben wird. 

In dem Maße, in dem sich das Internet immer mehr mit der Datenethik zum Wohle unserer digitalen Gesellschaft in Einklang bringt, sind Veränderungen notwendig und zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, ob Google die gleiche Ethik auch auf sich selbst anwendet oder ob die Nutzer am Ende nach anderen Optionen suchen werden. Dies könnte eine einmalige Gelegenheit für andere Suchmaschinen sein, sich von Google abzuheben, indem sie die von den Nutzern geforderte Privatsphäre bieten.

Wenn Sie Hilfe bei der Ausrichtung und Anpassung Ihrer Werbestrategie an die bevorstehenden Veränderungen benötigen, wenden Sie sich bitte an All Around.

 

Quellen:

The Privacy Sandbox (offizielle Seite) 

What is FLoC?  (offizielle Seite) 

Federated Learning of Cohorts (FLoC) auf GitHub 

Privacy Sandbox: The future of privacy and ways to prepare for change 

Data ethics: it’s time to take risks, not just deliver 

FLoC and DuckDuckGo 

Am I FLoCed? (Testseite, um zu sehen, ob Google FloC an Ihnen testet) 

Andreas

Autor

Managing Director

Andreas ist Managing Director bei All Around. Er hat über viele Jahre hinweg in leitenden Positionen und an internationalen Projekten bei WPP und Publicis Group Agenturen gearbeitet. Heute leitet er ein multidisziplinäres Team von Marketingberatern unterschiedlicher Fachrichtungen, Disziplinen und Länder, die ihre Stärken vereint haben, um internationale digitale Strategien und messbare Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen.